Heute habe ich meine Bank gewechselt.
7 Jahre bin ich nun verheiratet. Bis dato habe ich mein eigenes Konto gehabt.
Wir hatten weder zusammen ein Konto, noch eine „Gemeinschaftskasse“.
Jeder von uns hat sein eigenes Geld verdient und auch einfach selber ausgegeben.
Die monatlichen Kosten (Miete, Strom, Telefon, ect.) waren gleich aufgeteilt. Die eine hälfte lief über meine Frau, die andere über mich.
Der Rest – Einkauf, Essen gehen, Urlaub, ect. hat sich frei ergeben.
Mal hat der eine bezahlt, mal der andere. Eine Gemeinschaftskasse fanden wir immer Grausam. Dieses abgezählte einzahlen und nur gemeinsame ausgeben.
Da haben wir nie drauf geachtet ob nun der eine oder der andere mehr ausgegeben hat.
War uns einfach egal. War ja für uns!
Aber nun ändert sich die Zeit und eine Arbeitskraft fällt Kinder bedingt aus.
Und so habe ich heute mein Konto gekündigt und bin zu der Bank meiner Frau gewechselt.
Mein erstes Gemeinschaftskonto nach 38 Lebensjahren 😉 Daran muss ich mich erst mal gewöhnen 😉
Dabei ist mir aufgefallen, das ich dieses Jahr fast 20 Jahre bei der Targobank Kunde bin/war.
Bis zu meinem 18ten Lebensjahr war ich bei der Kölner Sparkasse. Als ich dann meine erste Ausbildung zum Elektroinstallateur begann und in meine erste Wohnung zog, war das Geld knapp.
Heute kann ich darüber lachen, damals war das anders. Ich war jung und konnte nicht mit Geld umgehen. Und so war dann auch bei 500 DM Schluss mit Dispo.
Was nun? Ich wechselte zur damaligen Citibank. Die gaben mir mal eben ein paar Tausend Mark Kredit. Ich glaube es waren 4000 Mark. Und einen Dispo von 1000 Mark.
Ich war für kurze Zeit der König. Ein Handy (ich glaube es war das Siemens S6) mal eben gekauft für 800 Mark. Dazu einen E-Plus Vertrag (was anderes hat man damals als Azubi nicht bekommen). 1,99 Mark pro Minute in der Hauptzeit und 0,99 Mark pro Minute in der Nebenzeit.
Und so nahm das Unheil seinen lauf. Das Geld war schnell weg, mein Azubi Gehalt konnte es nicht auffangen.
Ich brach die Ausbildung ab und fing über eine Zeitarbeit bei einem Paketdienst das Jobben an. Heute bereue ich den Schritt nicht, den darüber bin ich später in die IT Branche gekommen. Aber das erzähle ich ein anderes mal.
Und so lebte ich von der Hand in den Mund, bis irgendwann sich die Gerichtsvollzieher die Klinke in die Hand drückten und der große Knall kam.
Mit Hilfe und Dank meiner Schwester und Mutter – die das durch Zufall mitbekamen – fing ich dann an richtig mit Geld umzugehen.
Ich blieb aber bei der Targobank. Schließlich musste ich dort noch meine teuren Kredite und den noch teureren überzogenen Dispokonto abbezahlen.
Das hat lange gedauert. Sehr lange. Ich glaube, es waren so 15.000 Mark schulden – neben der Bank die ich aufgebaut habe.
Aber irgendwann hatte ich das dann alles im Griff. Alle ließen sich auf Ratenzahlungen ein und ich ackerte das Monat für Monat ab. Viele Jahre dauerte es. Ich bin schon lange Schuldenfrei, aber vielleicht bin ich deswegen heute so ein Workaholic. Weil jetzt viel für mich übrig bleibt und nicht für die Bank 🙂
Die Targobank war aber für mich die ganze Zeit sowas wie ein Drogendealer für einen Süchtigen.
Bald jede Woche erhielt ich Werbung über neue Kreditmöglichkeiten. Als ich darauf nicht reagierte, erhielt ich Handgeschriebene Briefe mit der bitte mich doch dringend in der Filiale zu melden. Dort angerufen wurde mit mir ein Termin vereinbart, aber aus „Datenschutzgründen“ durfte man mir nicht sagen worum es geht.
Vor Ort wollte man mir dann wieder „Finanziellen Freiraum“ geben. Kredite, Dispo und Versicherungen. Mittlerweile sah die Situation anders aus. Ich war fast Schuldenfrei und wollte es auch bleiben. Mir platze nach dem zweiten persönlichen Brief der Kragen und so Untersagte ich diese Persönlichen Schreiben mir weiterhin zu zusenden.
Irgendwann habe ich dann der Targobank auch untersagt, mir in irgendeine Art und Weise Werbung oder ähnliches zukommen zu lassen oder mich wegen so etwas zu kontaktieren. Das habe ich mir auch schriftlich bestätigen lassen. Daran haben sie sich bis heute auch gehalten.
Dafür sehe ich dann plötzlich auf meinem Kontoauzug einen Hinweiß das man mir einfach mal so den Dispo auf 2500 Euro freigeschaltet hat, weil ich ja ein guter Kunde bin und wenn ich das nicht möchte einfach nur bescheid sagen muss.
Ich kann die Menschen verstehen, die in den Fängen solcher Banken sind. Es ist schwierig diesen Angeboten zu wieder stehen. Da wieder raus zu kommen.
Vor allem wenn man nicht gelernt hat mit Geld umzugehen.
Gerade hatte ich mal ein Jahr den Kredit abbezahlt, da bot man mir schon einen neuen an.
Umschulden. Dabei hatte ich gerade mal die Zinsen/Gebühren ab bezahlt……
Man ackert also ein Jahr Nonstop. Die Schulden schlucken alles und es bleibt kaum was übrig. Und da köddert man einen mit weiterem Geld. Als ich noch jung war, hatte ich keinen Überblick – was das langfristig bedeutete. Das die Spirale immer länger und größer wurde. Und so strudelt ich von einem Vertrag in den nächsten. Vorteil (meiner Meinung nach) der Bank, man bleibt für sehr lange Zeit dort und ist abhängig. Keine andere Bank möchte einen. Ich hatte damals oft versucht zu einer anderen Bank mich umzuschulden.
Heute sieht das anders aus. Zum Glück schuldenfrei wurschtel ich mich durch meine 3 Jobs. Dafür habe ich hart gearbeitet und bin stolz drauf.
Darum kann ich auch heute – 10 Jahre danach – offen darüber sprechen/schreiben.
Es wurde Zeit für mich zu wechseln. Aber ich bin auch Faul. Für mein Konto dort bezahlte ich bis dato nichts. Hatte eine Visakarte, mit der ich an allen Geldautomaten – egal bei welcher Bank – kostenfrei Geld abheben konnte. Was das Online und Telefonbanking angeht war die Bank immer Fit. Fitter als die Bank meiner Frau.
Aber jetzt war es einfach an der Zeit die Kündigung einzureichen. Die Kreditkarte hatte ich schon letztes Jahr gekündigt bzw. den Anbieter gewechselt.
Nun kommt der Rest. Ich trauere nicht einen Moment dieser Bank nach. Auch wenn ich für mein Handeln immer selbst verantwortlich bin und alles damals aus freien Stücken getan habe, so halte ich heute von den Geschäftsgebaren nichts. Ich bin der Meinung, das meine Naivität aufs tiefste ausgenutzt wurde. Mich hat diese Zeit eine Menge Lehrgeld gekostet. Und so bin ich jetzt froh das Kapitel Targobank heute mit meiner Unterschrift geschlossen zu haben. Es schon viel zu lange überfällig.
Wenn ich zurück schaue, an den Punkt als ich selber realisierte auf was ich mich da eingelassen hatte, da hätte ich nie gedacht das ich doch mal irgendwann schaffe 🙂
Liebe Targobank, auf Nimmerwiedersehen!