Was ich die letzten zwei Jahre lernen musste war, dass Stress krank macht. Körperlich. Ernsthaft bis bedrohlich.
Ich rede hierbei nicht von kurzfristigem Stress, sondern der Dauerstress im Alltag und der ständige Stress in meinem Kopf. Der unbewusste Stress, den ich mir immer gemacht habe.
Aber auch die ständigen Sorgen und Ängste von außen. Nachrichten, Sozial Media Blasen und Bewegende Themen.
Was ich nicht belegen kann, aber immer wieder gelesen habe zu diesem Thema ist, dass der Kopf oft nicht oder kaum unterscheiden kann, ob die Gefahr, die ich gerade „sehe“ real oder eingebildet ist. Wenn ich Angst oder Stress habe, auch eingebildete, dann ist das für meinen Körper sehr real. Wenn ich mich in meinem Gedanken mit jemandem streite, dann löst das die gleichen Dinge in meinem Körper aus, wie wenn die Person vor mir steht. Vielleicht nicht so intensiv, aber dafür ständig.
In meinem Stammpodcast wurde das Thema Cortisol behandelt. Ich habe mir die Folge zweimal angehört und dann es machte Klick!
Wenn ich es richtig verstanden habe, dann schüttet der Körper erst Adrenalin aus und später Cortisol. Dieses sorgt dafür, dass wir leistungsfähig bleiben.
Früher, um nach der Flucht vor dem Säbelzahntiger noch weiter wachsam zu sein. Heute, um zum Beispiel bei einer Klausurphase leistungsfähig zu bleiben. Das ist wohl dann auch der Grund, warum viele nach so einer stressigen Zeit (Schule, Abi, Studium, Ausbildung, etc) erkältet sind. Ständiger Cortisolausstoß schwächt das Immunsystem.
https://www.aok.de/pk/magazin/wohlbefinden/stress/wie-cortisol-und-stress-zusammenhaengen/
Ich plagte mich schon sehr lange mit vermeintlicher Allergie und erkältungsähnlichen Symptomen herum. Ich war bei einem Allergologen, dort haben wir mich mit Blutbild und vielem weiteren auf den Kopf gestellt.
Aber es konnte nicht der Grund gefunden werden, warum mir jeden Abend die Nase
zufällt. Ich hatte Niesattacken und auch tränende Augen bekommen. Warum ich abends und am Wochenende ständig Allergie oder Erkältungssymptome hatte.
Und dann war/ist das Impingement in meiner Schulter, das schon seit 2017~19. Ich war beim Physiotherapeuten, wurde durchgeknetet und habe echt böse Spritzen in die Schulter beim Orthopäden bekommen.
Ich habe zwar zwischendrin mal festgestellt, dass wenn ich viel äußeren Stress hatte, ich auch diese Symptome hatte. Aber ich dachte, das wäre vom Adrenalin. Und nur dann.
Aber warum das auch bei nicht „stressigen“ Tagen passierte, war mir lange ein Rätsel. Ich schob es eben auf Allergien oder Ähnliches.
Durch meine Angststörung, genauer gesagt aus den daraus resultierenden ständigen Gedanken, durch den ständigen Stress, den meine Gedanken im Kopf in mir auslösten, den mein Körper dadurch hatte, ist auch mein Cortisolspiegel immer auf Anschlag gewesen.
Als ich davon erfuhr, habe ich mir dies auch durch ein Blutbild vom Arzt bestätigen lassen.
Ich dachte damals immer, ich habe doch gerade keinen Stress von außen. Es ist gerade ruhig, also auch keinen hohen Adrenalinspiegel. Aber mein Kopf rattert ständig weiter. Über alles machte ich mir Gedanken und Sorgen. Das löste dauerhaft in mir Stress aus. Und daher der stetig hohe Cortisolspiegel.
Ich habe gelesen, dass wenn dieser sinkt, dieser auch das Immunsystem rapide senken lässt. Und auch massiv schwächt. Das erklärte mir, warum ich seit einigen Jahren jede Erkältung mitnahm und die mich auch immer stärker traf. Das letzte Mal Anfang des Jahres.
Mittlerweile ist der Schnupfen am Abend weg. Die Nase ist jeden Abend frei. Das Impingement ist nur noch selten da. Oft ist dies sogar ein nützlicher Indikator für mich, wie hoch gerade mein Stresslevel ist. Weil ich es oft selbst nicht merke, meldet sich dann meine Schulter.
Ich denke auch, dass es ein notwendiger Schritt war, alles, was Social Media angeht, zu löschen. Alle Apps, die mir Nachrichten gesendet haben, zu löschen. Google Discovery ausschalten. Nur noch selten Tagesthemen lesen. Dann, wenn ich es will, bewusst. Meine Gedanken und mich fern von dieser ständigen Belastung zu halten. Ruhe im Kopf zu produzieren. Kein Tik Tok oder Youtube Vorschläge.
Ich fragte mich zwischenzeitlich, ob das so was ist wie den Kopf in den Sand zu stecken.
Mittlerweile sehe ich das nicht so. Als ich lass, dass ein Krieg in der Ukraine begann, habe ich mich bewusst noch weiter von den Nachrichten ferngehalten. Ich traf morgens meine Nachbarn auf dem Weg zur Arbeit. Die waren vollkommen verschlafen. Erzählten, dass sie die ganze Nacht Nachrichten geschaut hatten, weil sie Angst vor einem Atomkrieg hatten.
Ich hatte mich gar nicht damit beschäftigt und mein Kopf war frei von der Sorge. Ich ließ mich auch nicht von deren Panik anstecken, genoss den Tag.
Das gleiche derzeit mit Israel. Solange ich nicht aktiv mitgestalte, halte ich mich daraus mit meinen Gedanken. Diese detaillierte Berichterstattung macht krank. Das sehe ich bei den Menschen um mich herum. Aber es ändert nichts an der Situation. Nur, weil ich mir dieses Leid bis in Detail antue, wird dort nicht ein Mensch weniger sterben.
Zur Beginn des Ukrainekrieges, genauer gesagt bei Beginn der Flüchtlingswelle habe ich lieber über mein Ehrenamt Spenden organisiert, statt auf der Couch zu liegen und stundenlang auf dem Handy die schlimmen Nachrichten zu konsumieren, die mich krank machen. Mitleiden bring leider keinem etwas.
Ich kann das verstehen, das gibt auch in gewisser Hinsicht Kontrolle über die Geschehnisse, wenn man viel darüber liest. Aber ich habe später für mich verstanden, dass ich dies gar nicht kontrollieren oder ändern kann. Also tue ich mir dies auch nicht mehr an.
Seitdem schlafe ich besser, ich bin viel weniger Krank und mein Schnupfen ist weg.
Dieser Beitrag trifft es ganz gut: https://www.dein-fussabdruck.de/darf-man-bei-so-viel-leid-auf-der-welt-gluecklich-sein/
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