Mein Fahrerlehrer tut mir manchmal echt leid.
Auch wenn es sein täglich Brot ist und er bestimmt schon schlimmere vor mir hatte, so bewundere ich ihn immer wieder wie viel Geduld und Ruhe in ihm steckt.
Mein derzeit größtes Problem ist die Geschwindigkeit. 20 Jahre fahre ich jetzt Fahrrad. In der Regel nicht schneller als 30 km/h. In der Stadt und in der Regel so 10-20 km/h.
Jetzt im Auto fährt man innerorts 50 km/h. Dazu kommt, das ich auf dem Fahrrad mehr sehe als auf im Auto. Ich höre auch als Radfahrer meine Umgebung. Im Auto höre ich fast nichts.
So hatte ich Anfangs das Problem, das ich immer bei jeder kleinen Möglichkeit einer Gefahr – sofort vom Gas runter bin. Als Radfahrer hast du kein Recht, keine Vorfahrt und auch nie wirklich Grün.
3x Klopf auf Holz, ich hatte bis heute keinen Fahrradunfall. Weil ich immer auf alles achte! Fahre ich an parkenden Autos vorbei, dann schaue in jedes rein, könnte ja einer die Tür öffnen.
Fahre ich über eine Kreuzung auf dem Radweg und habe Grün, dann werde ich immer langsam und schaue nach Links ob nicht trotzdem was kommt. Das hat mir schon mehr als einmal das Leben gerettet.
Erst vor 2 Wochen am Mittwoch nach dem Training. Ich fahre mit dem Fahrrad
Ehrenfeld Gürtel Unfallstelle auf einer größeren Karte anzeigen
Der grüne Streifen bin ich und der rote das Auto. Ich habe grün und das Auto auch.
Du fährst als Radfahrer auf der gesamten Strecke eine Grünwelle durch und kommst locker mit 30 angefahren.
Die Autofahrer haben etwas länger Rot um evtl. Fußgänger und Radverkehr zu sehen.
Es hatte geregnet. Ich fahre auf die Kreuzung zu und sehe links kein Auto stehen. Fahre weiter. Plötzlich höre ich neben mir ein Geräusch und sehe etwas aus dem Augenwinkel.
Ich bin aus Reflex sofort auf die Bremse. Ich war aufgrund meine Paranoiden Fahrweise eh schon langsam und hatte auch meine Hände an den Bremsen. Des weiteren habe ich Scheibenbremsen. Die packen auch bei Regen verdammt gut.
Trotzdem hielt ich erst gefühlte 2 Meter mitten auf der Straße.
Ich rutschte regelrecht über den Nassen Asphalt.
Genau an dem Punkt wo die rote Linie kreuzt. An der Stelle fuhr auch mit 1~3cm Abstand ein Auto vorbei, was ich von links fast unbewusst wahrgenommen hatte. Und der fuhr locker 40-50 km/h.
Sprich, der kam auch auf einer grünen Welle und hat mir rechts warum auch immer nicht wahr genommen. Der ist ungebremst nach Rechts abgebogen. Das ging alles so schnell und war alles so knapp. Hätte ich nicht vorher schon gebremst, läge ich mit Glück im Krankenhaus und ohne unter der Erde.
Was ich damit sagen will ist, auch wenn ich grün habe, wenn ich recht habe (vorfahrt) bringt mir das als Radfahrer nichts wenn ich mit 40 km/h angefahren werde.
Darum bremse ich immer. Ich bin ein sehr vorausschauender Radfahrer.
Ich fahre mit meiner Frau auf dem Radweg entlang als ich von rechts ein leichtes Licht an der ausfahrt wahrnehme. Es war schon am Dämmern und das Tor war auf.
Im nächsten Moment denke ich mir, das wenn jetzt von rechts einer raus komme, der uns durch die Schilder gar nicht sehen kann und gehe auf die Bremse. Meiner Frau vor mir rufe ich laut „Stop“ zu. Auch sie geht in die Eisen. Dreht sich und will fragen was los ist. Genau in dem Moment kommt der „Idiot“ aus dieser einfahrt gefahren. Mit locker 20-30 km/h. Auch in dem Moment hätte unser „Recht“ nicht viel gebracht! Wir wären platt gewesen.
Was ich damit sagen will ist, das ich im Auto in den gleichen Situationen auch sofort langsamer werde bzw. schon bremse.
Ich fahre auf einer Straße und von links oder rechts kommt ein Auto an die Kreuzung gefahren, dann gehe ich Automatisch vom Gas.
Das ist aber falsch. Auf einer Strecke wo 50 oder 70 ist und ich Vorfahrt habe, da behindere ich den Verkehr, wenn ich jedes mal auf 40 runter bremse 😉
Aber das muss erst mal raus aus meinem Kopf.
Genau so, wie wenn ich in vor mir ein Hindernis habe und die Spur wechseln muss.
Spiegel, Spiegel, Blinker. Dann Schulterblick und rüber. Die Geschwindigkeit halten wenn alles frei ist.
Für mich ist das zu schnell.
Ich werde langsamer, weil während ich mich auf den Spiegel und die Schulter konzentriere, fahre ich ja auf das Hindernis zu. Und das geht mir zu schnell. Also bremse ich.
Aber das ist falsch, weil dann lässt mich keiner rein, ich verleite andere dazu mich zu überholen und ich bremse andere aus.
Aber das schlimmste ist wohl das ich zu viel nachdenke. Ich soll einfach machen, sagt mein Fahrlehrer immer. Recht hat er ja. Aber so einfach ist das nicht 😉
Aber so langsam wird’s. Gestern hat es auch schon gut geklappt.
Aber einen Beruf hacke ich schon mal ab, den ich nie machen würde. Fahrlehrer.
Die Geduld hätte ich nicht. Wenn ich jemanden – wie mich – neben mir sitzen hätte, der soviel Diskutiert und „…aber…“ Argumente von sich gibt, den würde ich noch vor Ort erschlagen 🙂
Ich glaube einem Fahrlehrer wird vom Hausarzt morgens einmal Morphium gespritzt um den ganzen Tag so ruhig zu bleiben 😉
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Ooh ja, Fahrlehrer müssen sehr geduldig sein... ich bin jahrelang Roller gefahren und hab dann meinen Fahrlehrer an den Rand der Verzweiflung gebracht, weil ich die Ausmaße vom Auto nicht im Griff hatte. Davor war mein Gefährt so breit wie ich, und dann plötzlich war "ich" nach rechts soviel breiter. Also bin ich entweder fast auf dem Randstein gefahren, oder halb auf dem Mittelstreifen. das gibt sich aber bald. :)
Gruß von einer langjährigen, meist stillen Leserin - du schaffst das schon!
Jo, genau so geht es mir auch. Ich fahre auch entweder zu weit nach recht oder zu weit nach links ;)
Aber danke für die zuversicht ;)
Sei froh. Mein Fahrlehrer war ein cholerischer alter Mann und hat mich mehrfach zum Heulen gebracht.
Naja, Schwamm drueber...
Was das Fahren angeht: mach dir keine Gedanken, Schnellfahren kommt von ganz alleine. Du wirst sehen, bald faehrst du gemuetlich Landstrasse und erschrickst, weil du beim Blick auf denTacho feststellst, dass du zu schnell bist.
Wichtig ist primaer, dass du dein Auto in jeder Situation unter Kontrolle hast. Mach dir mal um die anderen keine Gedanken. Die haben auch 'ne Bremse und mit ausreichend Sicherheitsabstand passiert da auch nix. Dafuer sitzt du in 'nem Fahrschulauto, um genau das zu lernen.
Ausserdem schadet vorausschauendes Fahren und Mitdenken nie.
Du schaffst das!