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Der Tag danach – Man(n) wächst mit seinem Aufgaben – Teil 1

Last updated on April 26, 2016

Uff, waren das anstrengende Stunden.

So lange die Erinnerungen noch frisch sind, möchte ich Sie festhalten wie ich sie erlebt habe.

Ich habe nie ein großes Geheimnis draus gemacht, das ich kein großer Freund von Babys und Kleinkinder war.

Ich bin jetzt 38 und habe immer erfolgreich einen großen Bogen drum gemacht.

Jetzt stand ich selber vor dem „Problem“ und musste mich damit auseinander setzen.

Ganz ehrlich.
Ich hatte mir den Ablauf so vorgestellt: In den Kreissaal – bei der Geburt dabei sein – bis zum Abend im Krankenhaus bleiben und Abends nach Hause.

 

Jetzt wo ich diese Zeilen geschrieben habe, weiß ich das es immer anders kommt als man Denkt und hofft.

Man(n) wächst mit seinen Aufgaben.

Ich sitze einen Tag nach der Geburt natürlich immer noch im Krankenhaus und genieße mein Frühstück mit dicken Augenringen.

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Eines kann ich euch sagen liebe Männer, egal was man euch im Geburtsvorbereitungskurs beibringt, es wird schlimmer als gesagt.

Eure Partnerin erlebt ihr, wie ihr sie noch nie erlebt habt. Solltet ihr während des Geschreis und Gebrüll eurer Frau während der Geburt kaum einen Unterschied zum sonstigen Leben mit Ihr feststellen, so solltet ihr über eure Ehe nachdenken 🙂

Meine Frau ist ein sehr fröhlich Mensch. Aber beim Telefonanruf am morgen merkte ich an ihrer Stimmlage – Das wird ein harter Tag!“.

Aber egal wie hart ihr ihn euch vorstellt, es wird schlimmer.
Wenn eure Partnerin dort liegt und anfängt zu schreien als würde sie sterben, dann läuft euch der Schweiß eiskalt den Rücken runter.

Und nicht nur bei eurer Partnerin! Egal ob im Kreißsaal neben an oder weiter hinten. Wenn eine Frau wegen einer Wehe schreit, dann zuckt bei euch alles zusammen.

Könnt ihr euch noch daran erinnern, als ihr euch den Film SAW zum ersten mal angeschaut habt? So ungefähr ist das Gefühl. Raum für Raum. Nur in Bunt, mittendrin und mit eurer liebsten.

Egal wie hibbelig ich manchmal bin, aber wenn eine Sache todernst ist, dann bleibe ich ruhig und besonnen. So auch die 10 Stunden im Kreißsaal.

Im Nachhinein klopfe ich mir selber auf die Schulter, das überstanden zu haben. Trotz meiner Vorstellung.

Um 6 Uhr klingelte mein Handy. Frau meinte das es los geht. Nun dachte ich, ok – sie liegt im Kreisssaal und drückt schon. Ich hatte in Erinnerung das die Hebamme zusammengefasst folgendes gesagt hat:

Sie bekommen Anfangs Senkwehen, dann leichte wehen und dann wenn der Muttermund sich öffnet, dann kommen die starken wehen. Ca. 5 mal Tief und Fest pressen und fertig. Ein Zeitfenster von 20 ~ 40 Minuten. Die fünf mal werden weh tun, aber dann ist auch Schluss.

Und genau an diesen Zeitraum dachte ich, das meine Frau genau da ist.
Ich fuhr zwar etwas zu schnell, aber sicher und wach zum Krankenhaus.

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Ich war in genau 20 Minuten da.
In meinem Kopf stellte ich mir die Situation beim betreten des Krankenhauses schon so vor, das meine Frau da liegt – in der letzen Wehe und auf mich wartet.

Völlig verschwitzt schreit und mich rein kommen sieht. Dann presst sie und das Baby ist draußen. Wie im Film.

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Aber es kam anders. Quasi die Extended Edition. 12 Stunden Herr der Ringe.

Von kurz nach 6 Uhr bis 12 Uhr waren viele wehen da, viele schmerzen und viel Zeit. Aber kein Baby. Bei jeder wehe und jedem Schrei dachte ich immer jetzt ist es so weit. 6 Stunden im 5 Minuten Rhythmus Adrenalin Ausschuss.

Dann war meine Frau an einem Punkt wo sie nicht mehr konnte. Die wehen ließen nach.
Die Hebamme bzw. Ärzte setzten eine Spinale an (Schmerzmittel) und ein Wehen Fördermittel.

Eine Schwester meiner Frau, die rund 1,5 Stunden vorher vorbei kam, „passte“ auf sie auf.
Ich bin dann mit der besten Freundin meiner Frau ,welche schon um 7 Uhr da war, erst mal was Essen gegangen.

Ich hatte schon im Vorfeld meine Frau darum gebeten das noch jemand dabei ist – falls ich es nicht schaffe oder umkippe. Ich hatte ehrlich gesagt Angst davor. Angst vor der gesamten Situation.

Tja und dann musste ich eines besseren belehrt werden.

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Wir kamen vom Essen zurück und meine Frau wurde vom Schmerzmittel getrennt.

Die Hebamme hielt Freundin und die Schwester meiner Frau draußen und die nächsten 3,5 Stunden musste ich vollen Einsatz zeigen.

In allen Positionen haben wir es dann versucht. Und ich immer von irgendeiner Seite mit am ziehen und drücken.

Nach weiteren 4 Stunden kam der Oberarzt dazu und meinte nur noch:

Frau * ist erschöpft. Das Baby muss so langsam raus. Die Wehen lassen wieder nach. Wir werden jetzt noch mal was versuchen. Drei mal und wenn das nicht Hilft, so müssen wir die Saugglocke dazu nehmen.

 

Er positionierte sich neben meine Frau und meinte

Frau *, das wird jetzt weh tun. Sehr weh tun. Ich werde mit meinem Arm und Ellebogen in Ihren Bauch drücken und dann in Richtung Ihrer Beine schieben. Sie dürfen die Schmerzen nicht rausbrüllen. Nur pressen.

 

Mich hatte der Arzt keines Blickes gewürdigt. Ich stand am Kopfende und bereitete mich vor von hinten wieder den Kopf in den Nacken zu drücken.

Die Wehe kam, der Arzt drückte in den Bauch meiner Frau, meine Frau presste und ich drückte von hinten.

Das war für mich der härteste Moment in meinem Leben. Ich hatte das Gefühl meine Frau überlebt das nicht. Solche Schmerzen kann man sich nicht vorstellen.

Aber es half einfach nicht. Die kleine wollte nicht. Wir warteten auf die nächste Wehe.
Das Gesicht meiner Frau sprach Bände und auch ich stand vor lauter Mittleid den tränen nahe.

Die nächste Wehe kam. Und es ging wieder los.

Dieses mal brachte es den gewünschten Erfolg. Beim vierten mal tief Luft holen schaute endlich das Köpfchen raus.

Der Rest ging einfach. Bei der nächsten Wehe macht es Flop und schon grinste mich meine Frau wie ein Honigkuchen Pferd an.

Ich brauchte da schon was länger zum runter kommen.
Aber am Ende war ich froh dabei gewesen zu sein.

Liebe Männer, sollte euch die Idee kommen nicht dabei zu sein, so verwerft sie einfach.

Viele Freunde meinten das sie das ganze so erschrocken hat, das sie ihre Frau nicht mehr anfassen konnten oder gar abstoßend fanden.

Dem war bei mir nicht so. Ich war stolz meinen Mann dabei gestanden zu haben und so gehört sich das auch!

Mittlerweile waren für mich 10 Stunden rum und ich freute mich auf das Zimmer und danach auf mein Bett zuhause.

Aber es kam anders als es geplant war………..

 

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