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Schlagwort: achtsamkeit

Warum ich das Leben nicht mehr fühlen konnte

Diese Woche habe ich eine ganz große Frage für mich beantwortet bekommen.

Könnt ihr im „hier und jetzt“ einfach mal 30 Minuten nichts tun und innehalten?

Handy aus, Musik aus, TV aus. Einfach nur da sitzen und die Stille aushalten. Keine Gedanken im Kopf abarbeiten, sondern einfach nur die Umgebung beobachten? Und das vielleicht auch regelmäßig?

Ich nicht. Dieses Innehalten, hier und jetzt sein und Meditieren hörte sich lange für mich wie esoterischer Kram an. Etwas, woran man glauben muss. Und ich tue mich schwer, Dinge zu tun, deren Sinn ich nicht verstehe. Ich will nicht glauben, sondern es verstehen.

Für mich war das ganz lange Zeit unerträglich. Vor allem die Stille und dabei aufkommenden Gedanken. Die Unruhe. Etwas machen zu müssen.

In Momenten der Ruhe bin ich schon viele Jahre nicht mehr entspannt. Ich lag am schönsten Strand und konnte es nicht genießen. Damit meine ich keine Depression. Es war nichts Negatives. Aber auch nichts Positives. Einfach nur neutral.

Wenn ich mit Freunden was trinken war, konnte ich den Abend nicht genießen. Ich fühlte nichts. Es fehlte das „erleben“. Für mich waren das Gefühlslose, durchlaufene Posten. Urlaube wurden abgearbeitet, ich habe mich nicht mal mehr darauf gefreut. Weil ich es nicht mehr fühlte. Mir brachte es nichts. Am Ende einer Reise habe ich nichts gefühlt. Keine Entspannung, Freude oder was auch immer.

Aktuell besuche ich wöchentlich einen MBSR Achtsamkeitskurs, den sogar die Krankenkasse bezahlt.
Seit dem Meditiere ich jeden Tag 30 Minuten. Den Sinn dahinter habe ich bis dato nie so richtig verstanden. 

Weder habe ich mich „dabei“ noch danach entspannter gefühlt. Im Gegenteil. Ich empfinde Meditation als unheimlich stressig. Die letzten Tage habe ich verstanden, warum und wie aus einem „ich muss meditieren“ ein „ich möchte meditieren“ geworden ist.

Darum fasse ich es für mich hier noch mal im Tagebuch zusammen. Vielleicht hilft es anderen auch.

Es ging die letzten Tage darum, wie entsteht Stress und wo kommt er wirklich her? 

Wie entsteht Stress überhaupt? 

Im Kurs haben wir erst einmal erarbeitet, was es für Stressauslöser gibt und was die Reaktionen darauf sind. 
Auslöser für mich sind: Angst, Streit, Zeitdruck, Lärm, Überforderung, nicht nein sagen können, Konflikte, Sorgen, Entscheidungen treffen, Ungerechtigkeit, etc..
Meine Reaktion darauf sind: Frust, Essen, Gereiztheit, Unruhe, Verspannung, Gesundheitliche Beschwerden, Kruse Gedanken, Wut, Erschöpfung, Hilflosigkeit, Rückzug, Tunnelblick, Süchte, etc. 

Eigentlich könnte ich es auch Tauschen. Wut ist auch ein Auslöser – Streit die Reaktion und so weiter. 

Und die Reaktion führt wieder zum Auslöser. Streit führt zur Unruhe und die zur Überforderung und die wieder zu Frust uns so weiter. Ein ewiger Kreislauf. Das sogenannte Hamsterrad. 

Das Ganze passiert automatisiert. Ich suche mir ja nicht aus, dass wenn ich überfordert bin, im Nacken verspanne. Das kommt einfach. So stecken wir als Menschen oft in dieser automatisierten Schleife des Stresses. 

Aber wo kommt dieser Stress her? 

Stress ist eigentlich etwas Gutes aus alten Zeiten. Es ermöglicht uns in Gefahrensituationen wach und reflexartig zu regieren. Durch Stress erhalten wir Energie. Der Körper stellt eine Gefahr fest, schüttet Energie aus. Wir bauen die durch Handeln wieder ab und kommen zur Ruhe.

Eine „gesunde“ Stresslinie sieh so aus:

Wir sitzen vor unserer Höhle, ein Tiger kommt, wir rennen oder kämpfen und kommen danach wieder zur Ruhe. Aber die Welt hat sich verändert.

Die Flut an Informationen lässt unseren Kopf gar keine Ruhe mehr.

Und „Stress“ wird oft nur noch in unserem Kopf ausgelöst. Durch ständige Informationen. Die dabei freigesetzte Energie wird nicht verbraucht! Das ist ungesund. Das habe ich selbst zu spüren bekommen. 

Lange habe ich gedacht, Stress entsteht nur durch stressige Situationen im Alltag. Termine, Hektik, Familie, Beruf etc. Dabei außer Acht habe ich die vielen kleinen Stressfaktoren gelassen. Dinge, die ich vermeintlich als „Gut“ für mich erachtet habe, anstatt als Stressfaktor. 

Dabei sind diese Auslöser oft unbemerkt, nicht von schlimmen Ereignissen geprägt. Da reicht ein Video in der Timeline, welches unsere Gedanken auch oft unbewusst bewegt und „stresst“. Die Nachrichten über einen Krieg oder Messerstecher. Die Timeline von Freunden und Social Media Menschen. Manchmal löst es Wut oder Trauer aus und daraufhin erfolgt Verspannung und so weiter. 

Meinen digitalen Detox habe ich seit 2021 hinter mir. Aber es gibt mehr als nur Social Media, neben den ständigen Sorgen und Gedanken, die man sich so nebenbei macht.

Es gibt Menschen, die bekommen bei Horrorfilmen Angst, obwohl sie sicher im Wohnzimmer sitzen. Der Körper reagiert darauf wie bei einer echten Bedrohung. Weil der Körper nicht weiß, dass es ungefährlich ist. Er bekommt nur vom Kopf die Meldung und reagiert. Darum sind Krimis und Tragödien so beliebt. Das funktioniert auch in Textform bei Büchern gut. Dann könnt ihr euch vielleicht vorstellen, was euer Körper durchlebt, wenn ihr im Sekundentakt YouTube Shorts, TikTok und andere Timelines durchscrollt.

Heute habe ich den PC und das Internet auf dem Weg nach Hause, auf dem Klo, beim Kochen und Essen immer in der Hand. Bis ich schlafen gehe. Stressinformationen unbewusst. Mit einer riesigen Informationsflut, die es „damals“ nicht gab. Wir werden nicht nur ständig mit Weltnachrichten, privaten Nachrichten, Storys, Reels, Timeline …… Befeuert.

Wir müssen diese auch verarbeiten. Ständig. Und dafür ist der Mensch nicht gemacht.

Stress, Depression und Burn-out wird oft als „neumodische“ Krankheit verschrien.
„Einen solchen Quatsch hat es damals nicht gegeben.“ 

Ja! Dem ist wohl auch so! Früher hat es das wohl nicht so oft gegeben, weil die Menschen unbewusst achtsamer waren. Weil sie es „mussten“. Es gab nicht diesen Stress von heute. Diese riesige Informationsflut.

Was ich diese Tage gelernt habe ist, wie und wo meine Stresslinie ist.
Ich in auf der ungesunden Stresslinie. Sie komplett nach oben verschoben.

Ich war und bin schon lange nicht mehr bei 0 %. Wenn wirklich großer bedrohlicher Stress war, bin ich danach bei meinen ängstlichen Gedanken geblieben. Dazu noch das Handy mit seinen Nachrichten und Timelines. Den Filmen und Serien.

Ich bin von 0 % auf 30 % Stress, dann bin ich danach nicht wieder auf 0 zurück, sondern auf 10 %.

Weil der Kopf nicht zur Ruhe kam. Durch ständige Gedanken, Sorgen, Angst und Informationen. Der nächste größere Stress kam und ich bin von 10 % aus gestartet. Nach rund 50 % spitze bin ich zurück bei 20 % gelandet. Und so weiter. Allerdings hat das Jahre gebraucht. Und seit Jahren hält das an.

Jetzt weiß ich, warum ich im Januar nicht mehr konnte. Aber auch, warum ich seit Jahren nie wirklich entspannen konnte. Warum ich Urlaube, Freizeiten und Feierabende seit vielen Jahren nicht mehr genießen konnte.

Oft habe ich da gesessen, egal ob am Meer oder alleine zu Hause, weil die Frau mit den Kindern weg war, und habe mich gewundert, warum ich nicht entspannen konnte. Es war ruhig und vermeintlich kein Stress gerade da.

Aber dass ich von 100 % Stress nur auf 95% zurück bin und nicht bei 0%, das habe ich nicht mehr gespürt. Kaum waren die 100% vorbei, habe ich versucht, mir etwas Gutes zu tun.

Ich schaute Netflix, zockte, erledigte Dinge und dachte, ich tue mir etwas Gutes. Mit etwas meinen Kopf betäubt. Aber dabei habe ich meinen Stresspegel durch bewegende Serien und Filme, aufregende Spiele und aufwühlende Handyvideos oben gehalten. 

Meine Erklärung ist recht simpel und auch plakativ gehalten. Das bedeute natürlich nicht, dass ich nicht mehr zocke oder Netflixe. Dazu am Schluss mehr.

Aber wie erreiche ich die fast 0%? Durch Meditation!

Aber was ist Meditation im Kern? Warum meditieren, was soll es bringen?

Und da komme ich zum Kern dieses Beitrages. Das, was ich diese Tage gelernt und erfahren habe ist, dass die tägliche Meditation für meinen Kopf und mich nichts anderes ist, als jeden Tag 30 Minuten ÜBEN, meine Gedanken weiterziehen zu lassen. Mich darin zu üben „innezuhalten“. Da sitzen und das Hier und Jetzt zu spüren. Einfach nichts tun. Dinge sein lassen.

Einfach mal da sitzen und nichts tun, achtsam die Umgebung wahrnehmen. Lernen es auszuhalten.

Seit fast fünf Wochen übe ich nun jeden Tag 30 Minuten Stille in meinen Kopf zu bringen. Das ist echt harte Arbeit. Ein richtig schweres Training. Aber es gelingt mir immer besser.

Auch habe ich verstanden, dass es nicht darum geht, am Ende perfekt meditieren zu können. Es geht nur darin, mir wieder ein Werkzeug anzutrainieren, das es mir ermöglicht, im Alltag einen Keil in den automatisierten Gedankenkreislauf hereinzuführen.

Ich schaue auch weiterhin Serien und zocke. Aber wenn ich das tue, dann bewusst. Und wenn ich vorher bei fast 0 % Entspannung bin. Wenn ich mich darauf freue und es genieße. Und nicht, um mich zu betäuben.

Es ist wie ein tägliches Lauftraining. Nicht um damit am Ende perfekt trainieren zu können, sondern um an wichtigen Tag besser den Wettkampf zu gewinnen.

Und so übe ich jeden Tag Stille, um an stressigen Tagen nicht mit einem fast überfüllten schweren Fass den Regen aufzufangen.

Innehalten, schauen und handeln.

Und um festzustellen, wo gerade meine Stresskurve ist, brauche ich einfach nur auf die Eingangsfrage zurückkommen.

Kann ich gerade im „hier und jetzt“ einfach mal 30 Minuten nichts tun und innehalten?

Innehalten und schauen, wie unerträglich das gerade ist. Je schwerer es mir fällt einfach mal da zu sitzen und nicht zu tun und nicht durchzudenken, je höher ist gerade meine Stresskurve.

Für mich war diese Erkenntnis neu, ein Sinneswandel. Ein Verändern der Sicht.

Das beutetet nicht, dass ich mir keine Zeit mehr für meine Gedanken nehme. Wenn da Probleme und Sorgen sind, dann setze ich mich hin und denke die durch. Aber bewusst und werte frei. Aber nicht beim Autofahren oder Kochen. Nicht im automatisierten Stresshamsterrad.

Ufff…. Viel Text. Jetzt geht es in den nächsten Tagen um das Thema Qualität der Gedanken.
Was denke ich und wie. Ich bin gespannt und freue mich darauf 😉

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Achtsamkeit und Meditation

In den vergangenen Wochen war es für mich – bei uns privat und bei mir – sehr anstrengend. Da es mich nicht alleine trifft, möchte ich nicht näher darauf eingehen. Aber es ist anstrengend.

Dabei ist mir die „Achtsamkeit“ verloren gegangen. Ich habe mich wieder in der Stress- und Selbstmitleids-Blase aufgehalten. Das hat mich so ausgebrannt, dass am Körper alle Alarmglocken schrillten. Aber dieses zu bemerken, zuzulassen und zu reagieren gehört mit zum Prozess.
Aber um da wieder herauszukommen, benötigte ich „Unterstützung“.

Also habe ich mich wieder für einen MBSR Kurs angemeldet. Einen Achtsamkeitsbasierten-Stressreduktions-Kurs, welchen sogar die Krankenkasse mitbezahlt.

Das habe ich schon mal vor zwei Jahren gemacht, jedoch Online via Zoom. Jetzt in Real vor Ort.
Die erste Woche hat begonnen und ich merke gleich wie gut mir diese Auszeit tut.

Dazu gehört auch, einmal am Tag 30~45 Minuten zu meditieren. Was ich früher für esoterischen Mist gehalten habe, ist heute für mich wertvolle Zeit. Und diese Zeit habe ich mir im Alltag weggenommen.

Eine halbe Stunde einfach mal die Klappe halten, sich auf nur auf den Körper fokussieren und an nichts anderes zu denken ist tatsächlich schwer.

Vor allem die Motivation zu finden, dies irgendwo in einer freien halben Stunde zu schaffen. Aktuell nutze ich die Medienzeit der Kinder um dann einfach mal in Ruhe auf dem Bett die halbe Stunde meditieren zu können.

Jetzt, wo ich den Kurs besuche und wieder jeden Tag zur Ruhe komme und meditiere, merke ich, was mir gefehlt hat. Diese Stille. Diese Erholung.

Und dass eigentlich nichts wichtig ist, außer ich selbst.

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Acht Wochen achtsamkeitsbasierte Stressreduktion (MBSR Kurs) absolviert

Letztes Jahr hatte ich angefangen, mich zu entschleunigen.

Komplett zu Entsozialmedialisieren. Digitales Detox.

Dabei bin ich auf die Achtsamkeit aufmerksam geworden. Diese praktiziere ich nun seitdem gelegentlich. Ich wollte aber mehr, weil ich merkte, wie gut es mir tat. Und so buchte ich mich über die Krankenkasse in einen offiziellen MBSR Kurs ein.

Dieser ist heute nach 8 Wochen herum und ich finde es sehr schade, dass dem so ist. Er hat richtig gut getan. Aber ich habe auch vieles mitgenommen.

Daraus habe ich mir auch drei Zitate gezogen.

„Es erfordert Mut, in einer Gesellschaft, in der Erschöpfung als Statussymbol angesehen wird, Ja zur Ruhe und zum Spielen zu sagen.“

Brené Brown

Etwas, was ich lernen musste. Aus meinem Hamsterrad zu treten und die Ruhe zu ertragen. Ich habe lange gedacht, dass ich vieles aufgehört habe, was mich stresste. Aber dem war nicht so. Und so habe ich die letzten Monate und Wochen noch mal aufgeräumt. Jetzt habe ich viel mehr Ruhe 🙂 Habe auch wieder Zeit für mich 🙂

An einem Tag haben wir in der Gruppe 6 Stunden geschwiegen und nur meditiert. Das war eine bemerkenswerte Erfahrung. Ich kann mich nicht daran erinnern, jemals in einer Gruppe 6 Stunden geschwiegen zu haben. Aber es tat sehr gut. Seitdem genieße ich regelmäßig die einfache Stille.

„Zwischen Reiz und Reaktion gibt es Raum. In diesem Raum liegt unsere Macht, unsere
Antwort zu wählen. In unserer Antwort liegt unsere Entwicklung und unsere Freiheit.“

Viktor Frankl

Auch etwas, was ich lernen musste und gelernt habe. Ich muss nicht immer gleich reagieren. Tief durchatmen, nachdenken. Stille. Achtsames zuhören. Achtsames reden.

Letzteres ist etwas tiefgreifender.

„Solange du atmest, ist mehr mit Dir in Ordnung als nicht in Ordnung mit dir ist, ganz gleich, was nicht in Ordnung mit dir ist.“

Jon Kabat-Zinn: Gesund durch Meditation

Mir hat der Kurs sehr gutgetan und ich bin gespannt, wie lange dies anhält 🙂

Aber – man kann aus allem eine Religion machen. Auch aus der Achtsamkeit. Man sollte auch noch mal über den Tellerrand schauen: https://hpd.de/artikel/fuck-you-carpe-diem-18259

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Und sonst so?

Ich habe mittlerweile meine neue Brille. Sie hat einen leichten Blaufilter im oberen bis mittleren Bereich. Ich habe bis jetzt eine Nachtfahrt hinter mir und kann schon eine deutliche Besserung feststellen.

Wenn es in den kommenden Wochen mehr regnet und ich dann Nachts fahren muss, kann ich es genauer sagen. Aber auch normale Lampen blenden mich nicht mehr und ziehen auch keine Lichtkreise.


Letzte Woche Samstag war ich auf dem Straßenfest in Ossendorf.

Für die Kinder gab es eine Hüpfburg, Dosenwerfen und Kinderschminken.

Meiner Frau habe ich diese Auszeit gegönnt und die Kinder hatten einen tollen Tag.


Sonntag letzte Woche bin ich mit meiner gesamten Familie und einem sehr guten Freund sowie seiner Frau zusammen außerhalb von Köln zu einem sonntaglichen Mittagessen gefahren.

Ich war total happy, gute alte bürgerliche Küche in einer noch heilen funktionierenden Welt. Es war ein sehr schöner Tag.


Die Woche verlief recht normal und es gab nichts besonderes zu berichten. Unsere Kinder wachsen gefühlt jeden Tag 5 cm.

Mit jedem Tag merke ich, wie die geduldige und friedvolle Erziehung ihre Früchte trägt. Zu Hause ist es deutlich entspannter und ruhiger geworden. Die Kinder untereinander, sowie in Kommunikation mit uns, gehen sehr respektvoll miteinander um.

Lea Christin hat sich in der Schule gut eingelebt und bald sind schon Herbstferien.


Aber auch ich bin deutlich entspannter. Ich merke dass mir das praktizieren der Achtsamkeit sehr gut tut. Ich bin mittlerweile in der sechsten Woche eines mbsr-kurses.

Über die Krankenkasse hatte ich mich vor 2 Monaten dort eingeschrieben.

Heute war Tag der Achtsamkeit. Ich habe in unserer MBSR Gruppe sechs Stunden am Stück geschwiegen und meditiert. Ich kann mich nicht daran erinnern, dass ich jemals in einer Gruppe sechs Stunden lang geschwiegen habe. Das war eine sehr interessante Erfahrung. Allerdings merke ich auch, dass dies teilweise schon fast religiöse Zwecke annimmt.

Ich werde zwar weiterhin Bewusst bzw. Achtsam für mich leben, aber nicht so intensiv wie im Kurs beigebracht. Wenn ich jeden Tag 30 Minuten Zeit hätte in Stille zu meditieren, dann würde ich die Zeit zum zocken nutzen 😉


Und zum Schluss noch ein Zitat auf dem Klo meines Lieblingscafé:

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Bitte nicht stören

Als ich im Oktober letzten Jahres eine digitale Entgiftung angefangen habe, da nannte ich es noch Entsozialmedialisierung.

8 Monate später ist es mehr geworden. Ich habe Webseiten, die ich aus der Routine heraus geöffnet habe, mir aber nicht guttaten, einfach auf die Sperrliste gesetzt. Sei es unser lokales Clickbait Blatt express.de oder auch Bild.de. Auch Google Discover und co.

Dass insbesondere Bild nicht gut für mich ist, merkte ich erst, als ich eine Weile aus deren Strudel war. Gestern schickte mir ein Freund einen Artikel daraus und ich musste dafür erst mal die Seite entsperren. Dann las ich den Artikel und klicke mich dann von Artikel zu Artikel. Da merkte ich erst, wo ich seit Monaten nur noch sachliche News lese, wie hetzerisch, meinungsbildend und verhasst dort geschrieben wird. Die gleichen Nachrichten wie überall nur völlig uminterpretiert und suggeriert!

Widerlich. Ich habe die Seite gleich wieder blockiert, obwohl ich da fast von allein nicht mehr draufgehe. Es ist nicht so, dass ich dem Internet abgeschworen hätte. Ich besuche Foren für Themen, die mich interessieren. Tausche mich dort aus. Die gibt es sogar noch, außerhalb der Sozialmedia Gruppenwelt.

Ich nutze Feedly, um mir Fachnews zu Themen von Webseiten und Blogs zu holen. Aber dann, wenn ich Lust und Zeit dazu habe. Wie „früher“, wo man noch den PC hochgefahren hat und sich bewusst für eine feste Zeit davor gesetzt hat. Und nicht nebenbei immer in der Hand.

Was mich noch mehr freut, ist die Erkenntnis, dass ich ohne diese fremdgesteuerte Blase klarkomme. Das ich die Sucht nach mobiler unbewusster Unterhaltung und Informationen überwunden habe. Nicht rückfällig geworden bin oder in etwas anderes reingesteigert habe.

Gestern habe ich eine Freundin besucht, welche ich seit über 5 Jahren nicht mehr gesehen habe. Sie kam eine halbe Stunde zu spät. Ich habe mich vor der Türe auf meinen Roller gesetzt und die Ruhe der Umgebung genossen. Die Bäume, die Sonne, das Rauschen. Ich hatte nicht mehr den Drang, das Handy herauszuholen. Nicht die Langeweile und auch nicht die Sucht. 30 Minuten vergingen wie im Flug. Ohne etwas zu tun.

Jetzt, wo ich einmal aus der Matrix bin, nehme ich aber immer mehr wahr, was mit Smartphone Zombies gemeint ist. Wenn Mitmenschen innerhalb weniger Sekunden Pause sofort zu ihrer Blase greifen. Ich der einzige in der Straßenbahn bin, der kein Handy in der Hand hat.

So, jetzt kommen wir aber mal zum eigentlichen Grund für diesen Beitrag 🙂

Vor drei Wochen habe ich auf meinem Handy den „Nicht stören“ Modus aktiviert. Dauerhaft. Mich erreicht nur direkt meine Frau und mein bester Freund. Alle anderen sind stumm. Egal, ob Anruf oder WhatsApp.

Uiiiii…. Das war auch etwas, was ich erst mal lernen musste. Nicht mehr jederzeit sofort erreichbar zu sein. Es war ein guter und wichtiger Schritt für mich. Lernen, dass es nicht schlimm ist, nicht erreichbar zu sein. Und sich dafür auch nicht reflexartig zu entschuldigen. Sich einfach mal auf die schönen Dinge des Lebens zu konzentrieren, ohne unterbrochen zu werden. Und dann zurückmelden, wenn man sich die Zeit auch dafür nimmt.

Ich habe dazu die Tage mal einen schönen Satz gelesen.

Ich hatte dazu auf meinem Smartphone aus Achtsamkeitsgründen kein E-Mail-Postfach eingerichtet. Ich wollte nicht alle zwanzig Minuten nachschauen, ob Post da war. Um mich entweder darüber aufzuregen, dass keine da war, oder darüber, mit welchen Belanglosigkeiten ich immer belästigt wurde. Kein Mensch wäre vor zwanzig Jahren auf den Gedanken gekommen, alle zwanzig Minuten an den Briefkasten zu gehen, um nach der Post zu schauen. Der Briefträger kam einmal am Tag. Das reichte völlig aus.

Das Kind in mir will achtsam morden: Roman
Buch von Karsten Dusse

Noch sehe ich das nicht so drastisch, aber ich bin auch mal Stunden nicht erreichbar, erst wenn ich wieder aus Handy schaue. Weder per Telefon, E-Mail noch Whatsapp. Nur wer zweimal innerhalb von 15 Minuten anruft, kommt durch.

Mit den Nachrichten sehe ich das auch so. 1~2 mal am Tag reicht. Ein kurzes Update über die Hauptschlagzeilen.

Das entspannt mich. Nicht gleich, aber jeden Tag ein Stück mehr. Es macht meine Welt schöner und hilft auch unheimlich in der Entspanntheit zu meinen Kindern.

Ich kann es nur empfehlen, mal aus diesen Hamsterrad auszutreten.

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Geduld – Teil 1

Zurzeit mache ich einen kleinen Wandel durch, seit ich angefangen habe mich zu Entsozialmedialisieren.
Eigentlich habe ich nur ein paar Apps deinstalliert, aber es kommen dadurch immer mehr Selbsterkenntnisse Baustellen auf, an denen ich arbeite.

Eine Baustelle ist das Thema Geduld, welche mir völlig verloren gegangen ist.

Diese Woche habe ich ein tolles Etappenziel – mit und bei meiner Tochter – erreicht.
Aber um das zu erklären, dafür muss ich weiter ausholen, damit werden es hier zwei Teile 😉

Fangen wir an:

Ich bin extrem ungeduldig. Ich weiß nicht, ob das schon immer so war, ob dies durch meine Sucht nach Inhalten gekommen ist. Aber ich bin wirklich ungeduldig. Und das bis in Detail.

Dadurch war ich oft sehr genervt und gestresst.
Das spiegelte sich leider sehr negativ in meinem Alltag wider.
Egal, ob eine rote Ampel oder jemand, der einfach nur vor mir geht.
Ob das Anstehen an einer Schlange im Supermarkt oder das Warten auf etwas Bestelltes aus dem Netz.

Ich stellte in meinem Kopf einen Plan auf, was ich alles als Nächstes machen werde und wehe irgendwas bremste mich aus. Ich klicke irgendwo auf dem Handy oder am PC. Wehe es springt nicht sofort an und ich kann zum nächsten Klick übergehen. Was habe ich schon getobt, nur weil der PC nun 2 Sekunden länger für eine Operation gebraucht hat.

Da kommen dann zwar noch Stress und Multitasking als Sahnehäubchen obendrauf, aber dadurch entstand regelmäßig eben Ungeduld bei mir.

Und jenes Stunde für Stunde, Minute für Minute, Sekunde für Sekunde.

Am schlimmsten ist war es bei meinen Kindern.
Rückblickend stelle ich echt fest, dass dies regelmäßig ein Problem von mir war, nicht von meinen Kindern.

Dadruch, das ich mittlerweile deutlich entspannter im Kopf bin, merke ich auch – das so langsam die Geduld wieder kommt. Aber ich sie auch jeden Tag aufs neue trainieren muss.

Derzeit höre ich einen Podcast vom Deutschlandfunk, der hilft mir sehr zu entschleunigen.
Achtsam heißt dieser und da gab es auch einen schönen Teil zum Thema Geduld, welcher mich sehr angesprochen hat.

Da gab es dann auch ein Zitat (Minute 4:45), was ich mitgenommen habe in meinen Alltag.

Warum den einen Moment seines Lebens mit Ungeduld hinter sich bringen, um zu einem anderen zu gelangen, der besser scheint?

Ein ähnliches habe ich auch im Netz dazu gefunden:

Geduld ist eine Form von Weisheit, eine Art inneren Wissens, dass sich alles entfaltet, wenn der richtige Moment gekommen ist. Geduldig zu sein heißt, den Gleichmut und die Ausdauer zu haben, um die natürliche Entwicklung der Dinge abwarten zu können und den Dingen die Zeit zu lassen, die sie brauchen. Geduld bedeutet, die zeitliche Dauer eines Prozesses anzuerkennen und zu akzeptieren, dass es nun genau so ist, wie es ist. Man kann die Karotten nicht schneller wachsen machen, indem man an ihnen zieht.

https://www.being-mindful.lu/de/blog/waere-es-doch-endlich-soweit

Was für mich eingangs sehr esoterisch klang, machte mit jedem mal lesen und verstehen etwas mehr Sinn.

Als Beispiel nahm ich mir die Kreuzung, an der ich jeden Tag nach der Arbeit stehe.
Es dauert dort immer so 2~3 Minuten bis man rüberkommt. Manchmal mehr, selten weniger.
Auf dem Weg dahin war ich schon genervt, weil ich weiß dort wieder gleich warten zu müssen.

Über die Zeit hat sich sogar richtig Frust angesammelt.

Dann stehe ich da völlig ungeduldig und warte Auto für Auto, bis ich endlich dran bin. In völliger Hektik und vollkommen genervt.

Mit dem Zitat oben bin ich dann an die Sache ran gegangen. Warum diese Hektik? Um was zu erreichen?
Es ändert sich nichts an dem Zustand hier. Es dauert. Jeden Tag. Immer wieder. Es wird auch nicht besser, wenn ich schon gefrustet da hinfahre und genervt dort stehe.
Und wofür? Dafür das ich dann endlich am nächsten Schritt ankomme, bei dem ich wieder ungeduldig bin?

Jeder Moment ist, wie er ist.
Ich kann mich nun mit dem Stress selber quälen oder ich mache das beste draus.
Nun nutze die Zeit für mich als Pause zur Entspannung.

Dazu fiel mir dann ein, was meine Oma früher als Spruch in Ihrer Küche hängen hatte.

Gott, gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann,

den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann,

und die Weisheit, dass eine vom anderen zu unterscheiden.

Einen Tag nach dem anderen zu leben,

einen Moment nach dem anderen zu genießen.

Und tatsächlich, jeden Tag wird es besser für mich an der Kreuzung. Und nicht nur dort.

Mit den Kindern funktioniert es deutlich besser und auch mit dem Alltag. Ich merke richtig, ich werde zufriedener und glücklicher.

Dabei habe ich nebenbei etwas geschafft, was mir durch den ganzen Informationskonsum und Ungeduld verloren gegangen ist. Das Zeitgefühl. Bzw. ein besseres Zeitgefühl.

Seit ich nun etwas entspannter und geduldiger bin, seitdem vergeht die gefühlte Zeit auch anders.
An der Kreuzung insbesondere deutlich schneller.

Dazu habe ich auch mal einen interessanten Beitrag gehört:
https://www.deutschlandfunknova.de/beitrag/christiane-stenger-zeit-langsamer-vergehen-lassen

Nun habe ich dadurch diese Woche etwas erreicht, was mit glücklich und stolz macht.

Aber dazu später mehr.

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