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Schlagwort: Tot

Zurück im Alltag

Ich bin wieder zurück im Alltag. Die letzten Wochen waren sehr bewegend. Zum Bloggen bin ich kaum gekommen und hatte auch teils keine Lust.

Ich war jetzt innerhalb kürzester Zeit auf drei Beerdigungen. Erst eine liebe Nachbarin, dann der 18-jährige Sohn von Freunden von uns und am Ende mein Schwiegervater.

Das waren sehr intensive Wochen. Früher habe ich das emotional nicht verarbeitet und verdrängt. Durch meine Therapie habe ich auch gelernt, die Trauer zuzulassen und mir Zeit dafür zu nehmen. Was für mich eine sehr intensive Erfahrung war. Aber es hat im Nachhinein gutgetan, um damit abschließen zu können.

Und so kam der Herbsturlaub letzte Woche sehr gelegen. Eine Woche Familienfreizeit. Darüber werde ich später noch mal bloggen.

Ich bin echt froh, wieder im tristen Alltag angekommen zu sein.

1 Comment

Beerdigung mal anders – fast schon schön

Ich bin kein “gläubiger” Mensch. Ich lasse anderen gerne ihre Religion, aber meine Welt ist das nicht.
“Glauben” bedeutet für mich auf etwas hoffen und vertrauen, dessen Existenz ich aber nicht beweisen kann.
Zwar fühle ich mich  dem Buddhismus hingezogen, aber nur der Lehre und nicht dem Glauben.
Dadurch werde ich bei Beerdigungen manchmal sogar zum Atheisten.
Das liegt daran, das bald jedes zweite Wort “Gott” und jedes dritte “Vergebung / Demut / Huldigung” ist.
Da ist jemand verstorben und dem möchte man gedenken.
Der Pfarrer selbst hat es nicht geschafft, sich vorher Informationen einzuholen.
Das machte er 5 Minuten vor der Trauerhalle. Damit war dann auch vieles falsch, was er erzählte.
Ist aber kaum aufgefallen, weil wir musten ja alle Gott huldigen und um Sein erbarmen bitten ……Und so war ich dann Samstag wieder auf einer Beerdigung und erlebte etwas – was schon fast schön war.
Wir waren nicht in einer Trauerhalle – auf einem Friedhof, sondern in einer “privaten” Tauerhalle in Bonn.

Dort hielt ein professioneller Redner die Trauerrede anstatt eines Pfarrers.
Ich dachte anfangs dies wäre ein Freund der Verstorbenen.
Er machte nicht einen “normal desinteressierten” Eindruck wie bei den Pfarrern, welche ich bei Beerdigungen erlebt habe.
Er war tief bedrückt. Aber gefasst. Und er war “persönlich”.
Sprach wie von einer Freundin und nicht von einer Fremden, nannte sie bei Ihrem Vornamen, bei ihren Spitznamen.
Erzählte Anekdoten und sprach auch immer wieder Verwandte an.

Das ganze mit soviel Feingefühl und Respekt – das es schon wieder schön war – wenn da nicht gerade jemand verstorben wäre.
Genau so wünschte ich mir meine Rede, wenn ich mal nicht mehr da bin.
Das jemand mit soviel liebe und Respekt von mir spricht und nicht hofft das Gott mir meine Sünden vergibt …

Der Mann machte einen echt guten Job!

Danach ging es dann nicht zu einem Friedhof – der Tausende Euros nimmt – damit man dann nach 10~20 Jahren wieder ausgebuddelt wird.
Dazu eine kleine Anekdote meines verstorbenen Freundes. Sein Vater ist vor 16  Jahren verstorben.
Seine Mutter vor einigen Jahren.

Nun wünscht er sich, dass er auch ins Familiengrab kommt. Das versuchten dann auch seine Freunde.
Die Friedhofverwaltung sagt Nein.

Auch nicht als Urne! Weil der Vater noch nicht 20 Jahre beerdigt ist.
Totenruhe würde dadurch gestört.

Aha, aber als die Mutter vor ein paar Jahren oben draufgesetzt wurde, war das ok.

Ja, aber nicht wenn jetzt die Urne dazu kommt. Dann wird sie gestört.

Hmmm… Aber in 4 Jahren die Urne dazu setzen ist ok?

Ja, dann können Sie das jetzige Urnengrab aufkaufen und ihn in das Familiengrab unterbringen.

Hmmm.. Dann ist die Totenruhe nicht mehr gestört, weil der Vater schon 20 Jahre tot ist. Aber die Mutter noch nicht und er ja auch nicht.

Ja, das ist so. Es zählt nur die Totenruhe des Ersten, der drin liegt.

Mit normalen und rationalen Menschenverstand nicht zu erklären.
Für mich ist das Geldmacherei und daher habe ich es auch nicht so mit Friedhöfen.
Ich selber will auch nie in einem teuren Sarg unter die Erde und dann oben einen teuren Stein drauf.
Verbrennt mich einfach und verstreut meine Asche. Fertig.
Ich dachte das ginge in Deutschland nicht.
Aber nach der Beerdigung wurde ich eines besseren belehrt.

Die Verstorbene wollte auch nie “vergraben” werden.
Diesem Wunsch kam die Familie nach.
Sie ließ die Verstorbene verbrennen. Mit der Urne ging es dann nach Eitdorf.
Dort gibt es mitten im Wald einen “Begräbniswald”.

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Das ganze erwirbt man beim Förster. Der war dann auch vor Ort.

Zusammen mit der Familie suchte man sich einen Baum aus und der Förster grub ein kleines Loch davor.
Dann wurde die Urne geöffnet und jeder aus der Familie schüttete ein Stück Asche dort hinein.

Danach die restlichen Angehörigen und Trauergäste.
Der Förster erklärte, das die Asche “sauber” sei und für die Umwelt überhaupt kein Problem darstelle.
Bei einer Einäscherung wird zusätzlich zum Toten noch ein Schamottstein beigelegt. Dieser trägt die Einäscherungsnummer und den Namen der Verstorbenen.
Der Stein wird nicht zerstört und liegt anschließend in der Urne.

Dieser Stein wird dann zum Schluss oben auf die ausgeschüttete Asche gelegt und der Förster buddelt das kleine Loch wieder zu. Dann wird ein Namensschild an dem Baum befestigt.

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Der Förster meinte, dass man im Gegensatz zum Friedhof hier für immer bleibt!
Auch in 100 Jahren wird man nicht einfach wieder ausgebuddelt.

Ich fand es trotz aller trauer sehr beeindruckt. Es ist eine schöne Alternative.
Der Wald ist traumhaft und viel schöner als ein Friedhof.
Es wird nicht viel Geld in Unnützes gesteckt. Kein Sarg, keine Urne (nur zum Ausleihen) und keine teueren Verwaltungsgebühren.

Ich werde mich, jetzt wo ich Frau und Kind habe, bei Zeiten mal daran setzen und mein Testament verfassen.
Sollten wir in Köln auch so was Schönes haben – dann möchte ich genau das haben!

Es ist deutlich günstiger, geht an der Kirche vorbei und die Familie hat immer noch einen Ort, wo sie einen Besuchen kommen kann.

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