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Warum ich Kampfsport ausübe

Last updated on Mai 17, 2023

Gestern hatte ich nach fast einem Jahr meinen ersten “Sportunfall”.

Wir haben Bodenübungen gemacht.

Geübt wurde, wie wir zu reagieren haben wenn wir auf dem Boden liegen und unser Gegner vor oder neben uns steht.

Als ich auf dem Boden lag und wieder aufstehen wolle, lies sich jemand hinter meinem Kopf fallen und landete mit seinem Hinterkopf auf meiner Nase. Natürlich nicht absichtlich ;D

Ihr müsst euch das so vorstellen, das ihr gerade mit dem Rücken auf einem Holzboden liegt und nach oben schaut. Dann geht ihr ca. 5 cm mit dem Kopf nach oben und plötzlich fällt ein anderer Kopf unvorbereitet von oben ungebremst auf euern Schädel/Nase und drückt diesen in den Holzboden zurück.

Ungefähr so:

https://www.youtube.com/watch?v=pWIExqdDl_Y#t=19s

Das hat einen Knall gegeben. Ich bin gleich auf und habe mir die Nase zugehalten.
Ab ins Bad und Nase ordentlich bluten lassen.
Als es nicht mehr lief, kurz ausgeruht und weiter trainiert 😀

Danke an meinen Sparringspartner Kristian, der mir gleich was Kühles und Zewa reichte.

Zum Glück war es nur der Kopf einer kleineren, leichten zierlichen Frau 😉

Naseputzen tut zwar heute morgen auch noch was weh, aber es hat zum Glück nicht “knack” gemacht. Ist wahrscheinlich einfach nur was geschwollen.

Was mir aber da bewusst wurde ist, wie wichtig dieses Bodentraining ist.

Wichtig, sofort wieder hochzukommen oder sich solange da unten richtig zu schützen.

 

Wenn ich da an die U-Bahn Videos aus Berlin denke, dann stelle ich es mir total schlimm vor mit Anlauf einen Tritt nach dem anderen gegen den Kopf zu bekommen.
Da war das gestern Abend nix gegen.

Auf dem Boden liegen ist eine scheiß Situation.
Der Aufprall hat echt wehgetan.
Nicht nur meine Nase hat geblutet wie sau, auch mein oberes Zahnfleisch.

Zum Glück sind meine beiden Schneidezähne vorne nicht mehr echt und habe auch keine Wurzeln/Nerven dort.

Ich habe vor ein paar Tagen ein Interview über den gelesen, den man hier zusammengetreten hatte.

Zitat: „Ich hatte Glück, dass ich nicht bewusstlos war und mich schützen konnte.“

Darum lernen wir uns richtig gegen Schläge zu schützen, versuchen richtig zu fallen, sich auf dem Boden richtig zu verteidigen und wenn nur irgendwie möglich sofort schützend wieder aufzustehen.

Ein solches Training kann ich nur jedem empfehlen!

Das ist wie bei Auto/Motorrad fahren. Alles geht gut, bis man in eine Gefährliche Situation gerät.

Dann merkt man den Unterschied, ob jemand ein Fahrsicherheitstraining hatte oder nicht.

 

Wenn ich mir „das Opfer“ vom letzten Berlin überfall anschaue, dann bestätigt es mir das, was ich die letzten Wochen und Monaten durch Erfahrung, Übung und Gespräche gelernt habe.

Es gibt nicht mehr das „typische Opfer“!
Egal ob dick oder dünn. Zur falschen Zeit am falschen Ort und es kann jedem treffen.

Es reicht ein Abend in der Stadt und ihr müsst mit der Bahn nach Hause.

 

Das ist auch keine Panikmache, sondern etwas – was ich die letzten Wochen und Monaten gelernt habe, in dem ich mich mit meiner Angst auseinandergesetzt habe.

Schaue ich mir die „Opfer“ an, dann war keiner von denen Dick, hässlich oder typisch Opfer.

Sie waren zum Teil sportlich und durch Ihre Berufe gut gebaut und Fit.
Sogar teilweise nicht alleine.

Die Zeiten haben sich in den letzten Jahren drastisch geändert. Während ich früher einfach „nur“ überfallen/ausgeraubt wurde, kann ich heute froh sein, wenn ich nach einem Überfall nicht im Krankenhaus aufwache.

Die letzten Jahre hat sich eine „Subkultur“ entwickelt, die noch ganz am Anfang ihres schaffen ist.
Wohin das führt, habe ich in dem Parisern Vororten live letztes Jahr gesehen.
Aber das ist natürlich nur meine Meinung.

Ich habe einen riesen Unterschied bei Gesprächen mit Freunden und bekannten gesehen.

Wer nur mit dem Auto unterwegs ist und auch sonst nicht am öffentlichen Leben teilnimmt, der konnte das alles nicht nachvollziehen.

 

Wie auch. Wenn ich nie wirklich mal in der Stadt ALLEINE ohne 20 Freunde ausgehe und dann mal Bahn fahren muss oder 20 Minuten zu Fuß durch gewisse Viertel gehe, dann kann mir auch nichts passieren.

Freunde und bekannte, die oft draußen sind. Die Abends weg gehen. Feiern, Innenstadt oder nur Straßenbahn fahren anstatt mit dem Auto von Tür zu Tür und nur zu hause hocken oder in der Gemeinschaft, die konnten meine Angst verstehen, weil sie ähnliches erlebt haben.

Ich bin froh, das Ich damals Wing Tsun gewählt habe. Ich hoffe es nie anwenden zu müssen, aber im Notfall weiß ich jetzt was zu tun ist.

Versteht das bitte nicht falsch. Ich bin nicht mehr so panisch wie vor einigen Wochen. Ich bin immer noch dabei zu lernen mit meiner Angst umzugehen und bewege mich auch wieder mehr auf den Straßen. Aber dennoch übersehe ich nicht die gefahren oder hänge mich an ihr auf. Sie sind nun mal da und man muss damit umgehen!

Wie seht ihr das? Wisst ihr euch zu verteidigen? Seit ihr schon in solche Situationen gekommen?

Published inPrivates

7 Comments

  1. Andre Andre

    Musste mich nur ein einzige Mal in meinem Leben verteidigen, das aber richtig: Handkante auf die Kehle, Handfläche vor die Nase und noch einen auf den Solarplexus. Das das gereicht.

    Ich erinnere mich nur noch recht schwach an meinen Unterricht aber das richtige Abrollen steckt in einem drin. Bin mal vom Fahrrad geflogen (Frontalzusammenstoß mit anderem Radler) und hab mich irgendwie zur Kugel gefaltet, über den Rücken abgerollt und auf den beinen wieder zum stehen gekommen .. 🙂

  2. Ich war noch nie in einer solchen Situation, und ich lebe als Frau in Hamburg, und seit kurzem in einer Gegend mit überdurchschnittlich vielen Menschen mit Migrationshintergrund. Ich fahre jeden Tag Bus, S- oder U-Bahn und gehe abends alleine durch die Straßen. Wenn ich feiern war, fahre ich nachts alleine im ÖPNV zurück.

    Wie gesagt, mir ist noch nie etwas Bedrohlicheres passiert als eine Fahrkartenkontrolle. Und ich kenne auch niemanden, der sich so bedroht fühlt wie du oder solche Erfahrungen gemacht hat.

    Deshalb finde ich deine Berichte hier zwar interessant, kann sie aber nicht wirklich nachvollziehen. Irgendetwas scheinst du anders zu machen als die Leute, die ich kenne.

  3. Olli G. Olli G.

    Das mit der Nase muss nicht immer Knack machen… die kann man sich auch brechen ohne das man es merkt… 😉

  4. Hallo Leute,
    ich glaube dass keine etwas anders macht als die anderen, die einen haben eben Erfahrungen mit Gewalt , die anderen nicht. Ich sage mal zum falschen Zeitpunkt am falschen Ort.

    Kampfsport ist eine sehr gute Sportart, eher für Männer, wobei das auch viele Frauen machen. Ob man sich wirklich wehren kann als Frau gegen einen oder mehreren Männern, waage ich zu bezweifeln. Es kommt wohl immer darauf an. 🙂

    LG
    Annabell

    • Wir haben viele Frauen in unserem Kurs. Und wenn deren Gegner doppelt soviel abbekommt wie ich beim Üben (unter Stress und Angst mit Adrenalin) dann glaube ich schon das die was damit erreichen!

  5. Hallo Heiko,

    ich zweifle ja nicht, dass es nicht möglich ist, als Frau sich zu wehren. Und natürlich, wenn ich jetzt von mir ausgehe, könnte ich es auch schaffen. Ich meine eher die Frauen, die schon von Haus aus ängstlich sind, viele können nicht mal schreiben, weil sie eben Angst haben oder im Schockzustand. Es hängt immer vom Menschen selber ab… ich meinte es ja nicht böse….:)

    LG

  6. Hallo liebe Annabell,

    das ist Geschlechter unabhängig. Nur wir Männer zeigen es weniger.
    Ich bin da die Ausnahme, weil ich offen mit meinen Gefühlen umgehe.

    Aber auch ich sahs wie ein verängstigter Hase im Bau und habe mich nichts mehr vor Angst und Schockzustand getraut.

    Aber auch gerade für so etwas ist ein solcher Kurs gedacht.
    Wieder mit verschiedenen Menschen in Kontakt kommen.

    Lernen mit der Angst umzugehen.

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